2013 - 2022

AUSGEZEICHNETE STARS

 

Das Filmfest hatte schon immer zahlreiche renommierte Filmemacher:innen zu Gast. Unter der Leitung von Diana Iljine konnten dabei noch einmal verstärkt internationale Stars willkommen geheißen werden. So waren die CineMerit-Preisträger:innen der Dekade: Michael Caine, der 2013 mit seinem neuen Film MR. MORGANS LETZTE LIEBE, inszeniert von Sandra Nettelbeck, nach München kam; dann 2014 Udo Kier, der von Hermann Vaske in ARTEHOLIC porträtiert wurde, und die französische Schauspielerin Isabelle Huppert. 2015 folgten Rupert Everett und Jean-Jacques Annaud; 2016 Ellen Burstyn, deren oscarprämierter Auftritt in Scorseses ALICE LEBT HIER NICHT MEHR im Anschluss an die Preisverleihung gezeigt wurde. Für seine Verdienste um das Kino (und die Kunst der Serie) wurde BREAKING-BAD-Star Bryan Cranston 2017 prämiert und sein neuer Film WAKEFIELD gezeigt. 2018 erhielten Emma Thompson und Terry Gilliam den Preis, 2019 Ralph Fiennes und Antonio Banderas.

Neben Diana Iljine als Geschäftsführerin des Filmfests wurde Christoph Gröner 2019 Künstlerischer Leiter des Festivals. Nachdem das Filmfest 2020 pandemiebedingt ausfallen musste, wurde Senta Berger 2021 mit dem CineMerit ausgezeichnet. Anlässlich der Gala zu ihren Ehren wünschte sie sich eine Aufführung des Kino-Hits WILLKOMMEN BEI DEN HARTMANNS, in dem sie unter der Regie ihres Sohns Simon Verhoeven spielte. Im gleichen Jahr wurde Robin Wright ebenfalls mit dem CineMerit geehrt; Wrights Regiedebüt ABSEITS DES LEBENS wurde dazu erstmals in Deutschland gezeigt. 2022 folgte Alba Rohrwacher, die mit dem Filmfest seit vielen Jahren stark verbunden ist.

WERKSCHAUEN UND HOMMAGEN

 

2013 widmete das Filmfest dem chilenische Regisseur Alejandro Jodorowsky eine Hommage, bei der einige von Jodorowsky Filmen, z.B. der Western EL TOPO (1970), als auch sein neues Werk LA DANZA DE LA REALIDAD und Frank Pavichs neuer Dokumentarfilm JODOROWSKY’S DUNE als deutsche Erstaufführung gezeigt wurden. Im Rahmen eines FILMMAKERS LIVE! wurde Jodorowsky mit dem dänischen Regisseur und leidenschaftlichen Jodorowsky-Fan Nicolas Winding Refn zusammengespannt. Refns neuer Film ONLY GOD FORGIVES lief im Wettbewerb CineMasters.

Im gleichen Jahr war Paolo Sorrentino zu Gast. Im Rahmen einer Hommage wurde unter anderem sein kurz zuvor in Cannes uraufgeführter Film LA GRANDE BELLEZZA gezeigt, der später mit vier Europäischen Filmpreisen und sowohl einem Golden Globe als auch Oscar ausgezeichnet wurde.

 

2014 wurden zwei deutsche Regisseure auf dem Filmfest gewürdigt, die beide, so unterschiedlich ihre Filme sind, mit unermüdlichem Einsatz die Möglichkeiten des Kinos austesten. Willy Bogner, Modeschöpfer, Filmemacher, Stuntkoordinator in einer Person, wurde mit einer Hommage geehrt, bei dem viele seiner Filme als auch ein paar James Bonds gezeigt wurden, für die Bogner einige tolldreiste Ski-Stunts erfunden hatte. Auch in der Open-Air-Reihe im Gasteig-Forum liefen Bogner- und Bondfilme. Klaus Lemke, der während der Ströhl-Zeit vor allem mit seinen Protesten aufgefallen war, dass seine neuen Filme regelmäßig NICHT zum Festival eingeladen worden wurden, konnte in einer Hommage seine in Hamburg gedrehten Filmen zeigen, von ROCKER (1971) bis DANCING WITH THE DEVILS (2010).

 

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Klaus Lemke

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Willy Bogner

Ebenfalls 2014 fand „An Evening With Arthur Cohn“ statt – DIE KINDER DER SEIDENSTRASSE (2008), inszeniert Roger Spottiswoode, produziert von Arthur Cohn wurde in Anwesenheit des Star-Produzenten gezeigt. Fulminant auch: die ausführliche Werkschau mit Filmen von US-Regisseur Walter Hill (NUR 48 STUNDEN, STRASSEN IN FLAMMEN). Über Tage hinweg präsentierte Hill persönlich seine Filme im Filmmuseum. Und der frischgebackene Ex-Bürgermeister Christian Ude durfte sich im gleichen Jahr unter dem Motto „25 Jahre Christian Ude und das Filmfest“ die Aufführung eines seiner Lieblingsfilme wünschen: ALEXIS SORBAS. Ude selbst tanzte danach auf der Bühne den Sirtaki.

 

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Walter Hill

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Arthur Cohn

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Diana Iljine und Christian Ude beim Sirtaki

Im Laufe der Jahre wurden immer wieder alte Festivalbekannte mit Werkschauen und Hommagen gewürdigt, darunter Alexander Payne, der 1997 mit CITIZEN RUTH den frisch eingeführten High Hopes Award gewonnen hatte und nun 2015 als zweifacher Oscarpreisträger für eine Werkschau im Filmmuseum nach München zurückkehrte. Reinhard Hauff, der jüngere Bruder von Eberhard Hauff und viele Jahre als Mitarbeiter und Programmer beim Festival tätig, war 2017 Ehrengast: In einer Hommage wurden 13 seiner Regiewerke gezeigt. In der Reihe „Visiones Latinoamericanas“ hatte 2001 LA CIÉNAGA von Lucrecia Martel Deutschlandpremiere; 2018 widmete das Filmfest der argentinischen Regisseurin eine Retrospektive. Im gleichen Jahr wurde Philip Gröning mit einer Hommage geehrt.

Auch Bong Joon-ho, zu Gast beim Filmfest 2001 und 2010, kehrte zurück: Für PARASITE hatte er gerade in Cannes 2019 die Goldene Palme gewonnen. Im Rahmen einer Werkschau wurde der Film gezeigt, später sollte Bong Joon-ho für PARASITE mehrere Oscars gewinnen. Ebenfalls 2019 war der dänische Guerilla-Dokumentarfilmer Mads Brügger eingeladen, um seine Filme in einer ausführlichen Werkschau Revue passieren zu lassen. Weitere Retrospektiven und Hommagen dieser Dekade galten Christian Petzold und Bahman Ghobadi (beide 2016), Sofia Coppola (2017), Małgorzata Szumowska (2021) sowie Doris Dörrie (2022), deren neuer Film FREIBAD auf dem Filmfest uraufgeführt wurde.

WEITERE EHRENGÄSTE

 

Jenseits spezieller Reihen kamen immer wieder Regisseur:innen, Produzent:innen, Schauspieler:innen, Protagonist:innen zum Filmfest, um ihre neuen Werke persönlich vor Ort vorzustellen. 2013 war Jazzlegende Charles Lloyd zu Gast, der in dem Dokumentarfilm CHARLES LLOYD: ARROWS INTO INFINITY porträtiert wurde. Im gleichen Jahr reiste Costa-Gavras nach München, um dem Publikum seinen neuen Film LE CAPITAL in der Reihe CineMasters zu präsentieren. Die französische Schauspielerin Fanny Ardant war ebenfalls da, mit ihrem neuen Film DIE SCHÖNEN TAGE.

Auch die Eröffnungs- und Abschlussfilme wurden in Anwesenheit von renommierten Filmemacher:innen und ihren Teams gezeigt: Caroline Link präsentierte EXIT MARRAKECH mit Ulrich Tukur und Samuel Schneider bei der Eröffnung 2013, Jean-Pierre Jeunet war mit DIE KARTE MEINER TRÄUME bei der Filmfest-Eröffnung 2014 da. Es folgten: Regisseur David Oehlhoffen und Hauptdarsteller Viggo Mortensen (DEN MENSCHEN SO FERN, Eröffnung 2015), Maren Ade, Sandra Hüller und weitere Teammitglieder von TONI ERDMANN (Eröffnung 2016), Claire Denis (UN BEAU SOLEIL INTÉRIEUR, Eröffnung 2017) und Bill Nighy (IHRE BESTE STUNDE, Abschlussfilm 2017).

Regisseur Joachim Lang, Lars Eidinger, Tobias Moretti und andere Stars waren bei der Weltpremiere von MACKIE MESSER – BRECHTS DREIGROSCHENOPER (Eröffnung 2018) anwesend, genauso Regisseur Riley Stearns und Jesse Eisenberg mit THE ART OF SELF-DEFENSE bei der Eröffnung 2019.

Nachdem das Filmfest 2020 pandemiebedingt ausfiel, aber mit dem Filmfest Pop-Up im Sommer nachgefeiert werden konnte, fand es 2021 vor allem draußen statt. Der Eberhofer-Krimi KAISERSCHMARRNDRAMA wurde zur Eröffnung gleichzeitig im Mathäser und in mehreren Open-Air-Kinos uraufgeführt (hier geht's zur Pressemitteilung); Regisseur Ed Herzog und viele Teammitglieder waren anwesend. 2022 fand die Eröffnung erstmals in der Isarphilharmonie statt, gezeigt wurde CORSAGE von Marie Kreutzer. Sie war mit Hauptdarstellerin Vicky Krieps und weiteren Teammitgliedern bei der Eröffnungsfeier anwesend.

Zweimal wurde auf dem Festival der Margot-Hielscher-Preis im Gedenken an die 2017 verstorbene Schauspielerin und Sängerin Margot Hielscher verliehen. 2019 erhielt der französische Schauspieler und Regisseur Louis Garrel den Preis, 2021 die deutsche Schauspielerin Franka Potente, deren Regiedebüt HOME nach der Preisverleihung im Kino am Olympiasee gezeigt wurde.

NEUE REIHEN, NEUE AWARDS

 

Die neue Einteilung der internationalen Reihen in „International Independents“ und „Spotlight“, die vor allem auf unterschiedlichen Produktionsbedingungen beruht, setzte sich durch. Die Reihe „Lights! Camera! Action!“, in der Werke gezeigt werden, die sich mit dem Kino selbst befassen, lebte 2014 mit „Filmen übers Kino“ wieder auf und firmierte ab 2015 wieder unter dem altbekannten Titel.

Auch die neuen Wettbewerbe CineVision und CineMasters etablierten sich als feste Programmpunkte. Der CineVision Award wird von der MPLC gestiftet, der CineMasters Award über einige Jahre hinweg von Arri und Osram, heute einzig von Arri. Im letzten Jahr schuf das Filmfest mit den CineRebels einen dritten Wettbewerb, in dem neue, in Form und Inhalt besonders experimentierfreudige Filme gezeigt werden. Der CineRebels Award wird von Audi, einem Hauptpartner des Festivals, gesponsert.

2019 zeichnete das Filmfest erstmals und bislang zum einzigen Mal eine deutsch-internationale Koproduktion mit dem, durch Fördermittel des Bayerischen Staatsministerium für Digitales finanzierten, CineCoPro Award aus. 2022 fand die erste CineCopro Conference mit einer Delegation mehrerer Produzent:innen aus Großbritannien und dem FFF Bayern statt. Seit 2022 vergibt auch das Kinderfilmfest einen Preis für den besten Kinderfilm: den CineKindl Award, gestiftet von der Filmproduktionsfirma megaherz.

IN MEMORIAM

 

Mit Hommagen würdigte das Filmfest immer wieder auch verstorbene Filmemacher:innen und mit dem Festival eng verbundene Mitarbeiter. Beim Filmfest 2013 wurde der kurz zuvor im Mai verstorbene Münchner Regisseur Peter Sehr mit einer Aufführung seines Films KASPAR HAUSER geehrt. 2016 widmete das Filmfest dem im Januar desselben Jahres verschiedenen Jacques Rivette eine Hommage. Im Juli 2016 starb Abbas Kiarostami, der CineMerit-Preisträger von 2010. Im Programm von 2017 wurde ihm ein Special gewidmet, bei dem sein letzter Kurzfilm TAKE ME HOME und Seifollah Samadians Dokumentarfilm 76 MINUTES AND 15 SECONDS WITH ABBAS KIAROSTAMI gezeigt wurde. 2018 fand eine Hommage für Ingmar Bergman statt, der 100 Jahre alt geworden wäre.

Anlässlich seines 30. Todestages wurde Filmpublizist und Drehbuchautor Joe Hembus 2015 mit einer Hommage inklusive einer Ausstellung mit Fotos aus seinem Privatarchiv im Filmmuseum gewürdigt. Hembus hatte einst der Stadt die Erschaffung eines Sommerfestivals vorgeschlagen. Obwohl seine Pläne sich zunächst nicht realisieren ließen, gilt er heute als einer der Gründerväter des Festivals.

Ebenfalls eng mit dem Festival verbunden und eine markante, unvergessliche Führungsfigur war Bodo Fründt. Als Chefredakteur leitete der Filmjournalist und -produzent über Dekaden hinweg die Redaktion des Filmfests und prägte mit seinem Stil die Außenrepräsentation des Festivals. Er starb am 2. Dezember 2014. Bei der folgenden Festivalausgabe gab es eine Hommage zu seinen Ehren, bei der zwei von Fründts Dokumentarfilmen, über Francis Ford Coppola und Martin Scorsese, gezeigt wurden.

 

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Bodo Fründt

Joe Und James Stewart

Joe Hembus

NEUER DEUTSCHER FILM

 

Jedes Jahr kommen renommierte deutsche Regisseur:innen, Schauspieler:innen und Produzent:innen als auch Newcomer zum Filmfest, um ihre taufrischen Werke auf großer Leinwand zu zeigen. In der von Ulrike Frick kuratierten Reihe „Neues Deutsches Fernsehen“ lief 2013 zum Beispiel DAMPFNUDELBLUES, womit die Erfolgsgeschichte der Eberhofer-Reihe begann. Das Filmfest hat zudem als erstes Festival Serien gezeigt – neben internationalen kamen 2015 deutsche Serien hinzu.

In der von Christoph Gröner kuratierten Reihe „Neues Deutsches Kino“ liefen unter anderem: 00 SCHNEIDER – IM WENDEKREIS DER EIDECHSE von und mit Helge Schneider (2012), ICH FÜHL MICH DISCO von Axel Ranisch und LOVE STEAKS von Jakob Lass (2013), DAS ZIMMERMÄDCHEN LYNN von Ingo Haeb mit Vicky Krieps in der Hauptrolle (2014), SCHAU MICH NICHT SO AN von und mit Uisenma Borchu (2015), DIE LETZTE SAU von Aron Lehmann (2016), FIKKEFUCHS von Jan Henrik Stahlberg (2017), ALLES IST GUT von Eva Trobisch und WACKERSDORF von Oliver Haffner (2018), LARA von OH-BOY-Regisseur Jan-Ole Gerster mit Corinna Harfouch (2019), A PURE PLACE von Nikias Chryssos und LIEBER THOMAS von Andreas Kleinert (2021) und THE ORDINARIES von Sophie Linnenbaum (2022).

Hier geht's zu allen Förderpreis-Gewinner:innen.

 

 

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Sir Peter Jonas bei seiner Laudatio für Bryan Cranston

SERIEN

 

Wie oben bereits erwähnt leistete das Filmfest Pionierarbeit in Sachen TV-Serien: 2013 gab es beim Festival erstmals – und überhaupt bei einem Kinofestival – ein „Serien-Special“, bei dem Serienfolgen auf großer Leinwand gezeigt wurden. In Kooperation mit Sky zeigte das Filmfest 2014 unter anderem die ersten zwei Folgen von GOMORRA, PEAKY BLINDERS und SILICON VALLEY. Durch die Serien-Abende führten Dr. Steffen Huck, Professor für Volkswirtschaftslehre am University College London und Direktor am Wissenschaftszentrum Berlin, und der ehemalige Intendant der Bayerischen Staatsoper, Sir Peter Jonas. 2017 hielt Serienfan Jonas die Laudatio auf BREAKING-BAD-Star Bryan Cranston.

2015 wurden erstmals neben internationalen Produktionen auch deutsche Serien gezeigt: LERCHENBERG von Felix Binder und WEISSENSEE von Friedemann Fromm machten den Anfang. 2016 gab es erstmals eine eigene Reihe „Neue deutsche Serien“, u.a. mit den Folgen von Hans-Christian Schmids DAS VERSCHWINDEN oder die gesamte 3. Staffel der Webserie DER LACK IST AB. Ab 2017 war das Seriencamp mit an Bord und suchte für das Filmfest die internationalen Serien für das „Serien Spotlight“ aus. Nicht nur einzelne Folgen, sondern ganze Serien wurden auf dem Filmfest gezeigt: 2019 fand eine „Binge-Watching-Session“ statt, bei der in drei Sälen im Arri-Kino alle sechs Folgen von Lars Kraumes Bauhaus-Porträt DIE NEUE ZEIT mit Trine Dyrholm in einer der Hauptrollen gezeigt wurde.

Zuletzt, bei der Festivalausgabe 2022, programmierte Ulrike Frick in der deutschen Fernsehreihe acht Filme und sieben Serien. Darunter waren die Amazon-Serie DAMAGED GOODS mit Sophie Passmann und die Netflix-Serie KING OF STONKS mit Thomas Schubert und Matthias Brandt in den Hauptrollen. Wurde bislang immer ein Bernd Burgemeister Fernsehpreis für den besten Fernsehfilm der Reihe verliehen, so kam 2022 ein zweiter für die beste Serie hinzu. Auch dieser ist mit 25.000 Euro dotiert und wird von der Verwertungsgesellschaft der Film- und Fernsehproduzenten (VFF) gestiftet.

KINDERFILMFEST UND JUGENDFILM-EVENTS

 

Unter der Leitung von Katrin Hoffmann wurden weiterhin nationale wie internationale Kinderfilme gezeigt, darunter die Premiere des späteren Kino-Hits RICO, OSKAR UND DIE TIEFERSCHATTEN (2014) von Neele Leana Vollmar. Die in früheren Festivalausgaben stattfindende Jugendfilmreihe wurde punktuell mit „Jugendfilm-Events“ fortgesetzt: 2016 wurde der dritte und letzte Teil der verfilmten Edelstein-Buchtrilogie, SMARAGDGRÜN von Felix Fuchssteiner und Katharina Schöde, gezeigt; 2017 TIGERMILCH von Ute Wieland und 2018 DAS SCHÖNSTE MÄDCHEN DER WELT von Aron Lehmann.

2017 gedachte das Filmfest Hans Strobel, der am 24. Dezember 2016 gestorben war. Seit der Gründung 1983 hatte Strobel zusammen mit seiner Frau Christel das Kinderfilmfest über 22 Jahre hinweg geleitet. 2005 übernahm Katrin Hoffmann. Nach 14 Jahren hörte sie auf und kuratierte mit ihrer Nachfolgerin Katrin Miller ihre letzte Festivalausgabe 2019. Tobias Krell, der zuvor schon Vorträge beim Kinderfilmfest gehalten hatte, übernahm Anfang 2021 die Leitung des Kinderfilmfests.

OPEN AIR

 

Die Open-Air-Reihe im Gasteig-Forum wurde bis 2019 fortgesetzt. Unter anderem wurden Filme mit dem Schauplatz Venedig gezeigt (2013), Skaterfilme (2016), von BR-Redakteur Walter Greifenstein ausgewählte Konzertfilme (2017) oder, anlässlich des in ganz München stattfindenden Faust-Festivals, Boxerfilme unter dem Motto „Faust aufs Auge“. 2019 liefen unter dem Titel „Minga Baby!“ acht Filme, die in München spielen, zum Beispiel ZUR SACHE, SCHÄTZCHEN! (1968) mit Uschi Glas. Danach wurde die Open-Air-Reihe eingestellt, auch, weil der Gasteig wegen der startenden Sanierungsarbeiten nicht mehr als Festivalzentrum zur Verfügung stand.

 

Das Festival muss sich neu erfinden

 

Nachdem das Filmfest 2020 pandemiebedingt ausgefallen war, fand im Juli und August das „Filmfest München Pop-Up“ in Kooperation mit dem PopUp Autokino München in Freimann sowie dem Kino am Olympiasee statt.

Da auch 2021 nicht klar war, ob man im Sommer trotz Pandemie wieder in die Festivalkinos gehen konnte, fand diese gesamte Festivalausgabe vornehmlich draußen, in Kooperation mit mehreren Open-Air-Kinos statt. Neue Festival-Locations wie das Kino, Mond und Sterne und das Sugar Mountain kamen hinzu, die auch 2022, als das Filmfest in die ursprünglichen Festivalkinos zurückkehren konnte, als Spielstätten erhalten blieben. Die Premiere von Doris Dörries FREIBAD fand zum Beispiel zunächst nachmittags in zwei Sälen im Arri-Kino statt; am selben Abend präsentierten Dörrie und ihr Team sowie Katrin Habenschaden als Laudatorin der Dörrie-Hommage den Film im „Kino, Mond und Sterne“.

 

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Open Air Kino im Innenhof der HFF

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im Garten des Institut Français

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Kino, Mond und Sterne im Westpark

GAMES UND VIRTUAL REALITY

 

Schon 1984 hatte Eberhard Hauff im Vorwort des Katalogs gewarnt: „Es geht um das Überleben des Kinofilms angesichts der neuen Medien.“ Damit meinte er vor allem den wachsenden Videomarkt. Dabei hat das Filmfest sich immer wieder auch den „neuen“ Medien geöffnet. 2013 fand erstmals ein „Games-Special“ statt, das von Philipp Schall kuratiert wurde. Eingeladen waren internationale Spiele-Designer, die in Werkstattgesprächen Einblick in ihre Arbeit gaben und zu Themen aus der Games-Welt Vorträge und Meisterklassen hielten. Drei von ihnen bekamen eine Carte Blanche und konnten sich jeweils einen Film wünschen, der sie in ihrer Entwicklung beeinflusst hatte. Zudem gab es einen Spielfilm- und einen Dokumentarfilm-Block mit jeweils drei Filmen, die Games-Bezug hatten.

Auch in virtuelle Realitäten blickte das Filmfest, bevorzugt mit der VR-Brille. 2018 dockte es an die vom Bayerischen Filmzentrum seit 2016 organisierte Konferenz „i4c“ an. In den Räumen der Bayerischen Akademie der Schönen Künste fand die zweitägige Veranstaltungsreihe statt, Initiator war Edgar Reitz.  2019 folgte die Reihe „Virtual Worlds“, erneut in Kooperation mit dem Bayerischen Filmzentrum, kuratiert von Astrid Kahmke. Die Festivalbesucher konnten eine Reihe von VR-Experiences im Rahmen der Schau „Virtual Worlds“ im Isarforum erleben, Gastland war Frankreich.

 

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Virtual Worlds

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Games Special mit Philipp Schall

DAS FILMFEST ALS BRANCHENEVENT

 

Das Filmfest findet seit jeher nicht nur in den Kinosälen, sondern auch in den Foyers, Kneipen und Biergärten Münchens statt. „In entspannter sommerlicher Atmosphäre kann sich die Branche treffen“, so Diana Iljine im Katalogvorwort von 2014. „Hier werden mögliche Projekte besprochen, Ko-Produzenten gefunden, neue deutsche Filme und TV-Movies gesichtet. Zur besseren Übersicht bieten wir online einen Industry Guide an. Neu ist auch die ,Lunch Box‘: Mittags können sich Regisseure mit Verleihern, Produzenten, Journalisten und anderen Interessierten vernetzen.“

2021 wurde die „Beergarden Convention“ eingeführt, bei der Akkreditierte aus dem Industry-Bereich sich in entspannter Atmosphäre austauschen können. 2022 gab es einen eigenen Teilbereich für Festivalbesucher:innen aus der Branche im Garten des neuen Festivalzentrums, dem Amerikahaus.

 

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FFMUC 20220629 KK Cinecopro Filmfoerderung 05565
FFMUC 20220625 KK Atmosphere 04695

FILME SEHEN, FILME FEIERN

 

Schon Eberhard Hauff war es wichtig, dass das Münchner Kinofestival vor allem auch zum Feiern einlädt – deshalb heißt das Filmfest Filmfest. Unter der Leitung von Diana Iljine wurden 2014 die „Filmfest Nights Out“, damals mit „holleschek + schlick“ als Partner, eingeführt. 2016 lautete das Motto „Feiern, bis der Filmriss kommt“. So exzessiv möchte man den Festival-Schwof vielleicht nicht mehr betreiben, aber nach den zwei Pandemie-Jahren war die Sehnsucht, nach den Filmvorstellungen in Gemeinschaft noch ein, zwei Bier zu trinken, sich zu unterhalten und zu tanzen, deutlich spürbar.

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