Die beste Party aller Zeiten

Bereits beim ersten Filmfest 1983 war Ulla Rapp Mitglied des Festivalteams. Besonders bekannt wurde sie als Programmerin der Reihe „American Independents“ – und als Erfinderin sowie Organisatorin der „Indie Party“, an die sie sich lebhaft erinnert.

Die Indies – so nannten wir die jungen Independent Film Directors aus den USA – waren beim Münchner Publikum sehr beliebt.  Sie begeisterten die Zuschauer:innen, wenn sie nach der Vorführung in ihrer lässigen Art mit ihnen über ihre Filme diskutierten, die selten mehr als 10.000 Dollar gekostet hatten und meist mit der Kreditkarte – manchmal mit der von der Großmutter – finanziert wurden.  

Damals sagte ich zu Eberhard Hauff, wir müssen für die Indies einen Empfang organisieren. Doch er sagte nein, dafür gäbe es kein Budget. Dann habe ich einfach verschiedene Verleiher kontaktiert, die sofort bereit waren, 1000 DM bzw. Euro zu spendieren. Natürlich konnten dann auch sie Leute zu diesem Event einladen.

Ohne unser Zutun entstand nach und nach ein Hype um die „Indie Party“ – sie wurde legendär. Die Fernsehsender haben mich kontaktiert, was denn da abginge. Ich sagte „nichts, alle wollen nur die Indies treffen und feiern.“ Aber die Party wurde immer populärer. Alexander Kluge kam jedes Jahr und hat bis spät in die Nacht Interviews mit den Regisseur:innen geführt. Viele waren ja noch unbekannt. Doch es waren auch Stars dabei wie Quentin Tarantino, Salma Hayek. Willem Dafoe, Spike Lee und viele mehr. Sie saßen in bester Laune bis morgens früh im Innenhof des Filmmuseums.

 

BS FFM10 1021
FFM07 2709

Jedes Jahr hat mir die Indie Party schon Tage vorher den letzten Nerv geraubt. Aus ganz Deutschland kamen Anfragen nach Einladungen. Anruf aus Berlin: Ich bin die Hauptdarstellerin der Vorabendserie von SAT.1, ich muss unbedingt dabei sein. Leander Haußmann rief einmal so gegen 22 Uhr am Party-Abend an, er komme jetzt mit 20 Personen. Ich sagte, nein, kommen Sie bitte nach Mitternacht mit zehn Personen. Zwei, drei Tage vor der Party waren alle Telefonleitungen belegt, einen Tag danach hat mich keiner mehr gekannt.

Offiziell durften nur 850 Leute rein, meist tummelten sich weit über tausend Personen im Innenhof des Filmmuseums. Den Einlass kontrollierte Robert Rowley mit drei Helfern; oft stand eine Traube von Leuten vor ihnen, die aber keine Einladung hatten. Einmal bekam ich mit, wie ein Mann auf Robby zuging und aufgeregt sagte: Ich muss unbedingt rein, sonst bringe ich mich um! Ganz cool antwortete Robby: Aber nicht hier, bitte gehen Sie da rüber.  

 

Those were the nights…

BS FFM11 594