Glänzende Pilgerstätte

HFF Bettina Reitz 1 4C©HFF München Robert Pupeter[2216]

Bettina Reitz

Filmproduzentin, Filmredakteurin, seit 2015 Präsidentin der HFF München

Fotocredit: HFF München, Robert Pupeter

Ich fühle mich mit dem FILMFEST MÜNCHEN schon seit vielen Jahren eng verbunden. Als junge Redakteurin ging ich ähnlich wie meine Berufskolleg:innen jeden Sommer zum Filmfest, ja, ich pilgerte förmlich vom ZDF in Mainz nach München und genoss jedes Mal die Filme und die besondere Atmosphäre dieses Festivals.

Besonders schön war es für mich, als erstmals ein von mir betreuter Film seine Premiere beim Filmfest feierte. STADTGESPRÄCH wurde 1995 in der Reihe „Neues Deutsches Kino“ uraufgeführt, eine Komödie, an der, aus heutiger Sicht passenderweise, drei HFF-Alumni maßgeblich beteiligt waren: Rainer Kaufmann hatte Regie geführt, Klaus Eichhammer war für die Bildgestaltung zuständig und unser Producer Henrik Meyer hat den Film mitproduziert. Am Ende gewann STADTGESPRÄCH dann auch den Förderpreis „Neues Deutsches Kino“.

Apropos Förderpreis: Ich kann mich noch gut erinnern, was für ein langer Kampf es war, diesen Preis auf dem Filmfest fest zu etablieren. Einige flammende Reden musste ich dafür halten und miterleben, wie ganze Jurys sich bei der Entscheidungsfindung zerstritten und wie die Sponsor:innen wechselten. Umso mehr freut es mich, dass der Preis jetzt in gesicherten Bahnen abläuft, zumal er immens wichtig für den Nachwuchs, den deutschen Film und das Filmfest ist.

Hinsichtlich der Stars, die über die Jahre hinweg beim Festival zu Gast waren, ist mir insbesondere Emma Thompson im Gedächtnis geblieben. Sie bekam 2018 den Ehrenpreis des Filmfests, den CineMerit Award verliehen und kam dank der Vermittlung von Produzent Herbert Kloiber und mit Unterstützung von Festivalleiterin Diane Iljine und ihrem Team auch in die HFF für ein Gespräch mit den Student:innen und Mitarbeiter:innen der Hochschule.

Ich weiß noch, wie ich nervös im Eingangsbereich der HFF stand, um diesen Weltstar in aller angebrachten Förmlichkeit zu begrüßen. Doch Emma Thompson kam flotten Schrittes ins Foyer und direkt auf mich zu. Sie breitete ihre Arme aus und umarmte mich so herzlich, als ob wir beide schon seit Jahrzehnten gute Freundinnen wären. Unser größter Kinosaal, das HFF-Audimax, war knallvoll. Dort, auf der Bühne vor der Leinwand, sprach Emma Thompson volle zwei Stunden über sich und ihre Karriere. Alle hingen gebannt an ihren Lippen. Immer wieder hat sie die jungen Menschen ermutigt, ihren eigenen Weg zu gehen, ihre Träume zu leben und sich dabei gerade im Spielfilmbereich für Chancengleichheit und faire Teamarbeit einzusetzen. Es war ein völlig allürenfreier Auftritt. Emma Thompson war humorvoll, ehrlich, charmant, offen und liebenswürdig.

Gerade solche Begegnungen machen dieses Festival jedes Jahr zu einem besonderen Erlebnis. Es ist vor allem Diana Iljine und ihrem Team zu verdanken, dass das Filmfest einen ganz besonderen Glamour ausstrahlt, einen Glanz, der die Stadt im Sommer zum magischen Ort und alle Münchner zu Filmfans macht.

FFM18 EG Emmathompson 37 KK