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"QUIXOTE VIVE"

Fabio Kühnemuth
Fabio Kühnemuth

Hommage Terry Gilliam.

"QUIXOTE VIVE"

"Quixote vive" ist auf den grünen Van gepinselt, den Terry Gilliam am 4.7.2017 auf seinem Facebook-Profil gepostet hat. Dazu schreibt der Autor, Regisseur und Schauspieler: "After 17 years, we have completed the shoot of THE MAN WHO KILLED DON QUIXOTE!"

Terry Gilliam, der beim diesjährigen FILMFEST MÜNCHEN mit dem CineMerit Award geehrt wird, ist kein Mann, der die geraden und einfachen Wege beschreitet – das zeigt nicht zuletzt die Produktionsgeschichte von THE MAN WHO KILLED DON QUIXOTE (2018), die sich wie eine groteske Satire liest, wie sie sich Terry Gilliam ausgedacht haben könnte. Seit 2000 plante der amerikanische Wahl-Brite, dessen Humor nirgendwo passender sein könnte als in Großbritannien, sein absurdes Epos auf den spanischen Windmühlenbekämpfer Don Quijote. Es scheiterte krachend – davon erzählt LOST IN LA MANCHA (2002): geplant als Making-Of, wurde der Streifen zum Dokument einer Wirklichkeit, die jede Fiktion schlägt. Mit mehr als 30 Millionen Dollar landete die Crew in Spanien. Dort nahmen Düsenjäger das Set unter Lärmbeschuss, ein gewaltiges Unwetter spülte teure Ausrüstung davon, der Hauptdarsteller bekam Rückenprobleme und konnte nicht mehr reiten. Als Gilliam schließlich das Handtuch warf, blieb ein rekordverdächtiger Versicherungsschaden. Beim FILMFEST MÜNCHEN kann man nun das Happy End dieser Geschichte bestaunen: den fertigen THE MAN WHO KILLED DON QUIXOTE, der im Rahmen der CineMerit Gala zu Ehren Terry Gilliams gezeigt wird.

 

Terry Gilliam Cinemerit
Don Quixote Online2

 

Beim #ffmuc ist Terry Gilliam kein unbeschriebenes Blatt: 2008 war sein drogenberauschtes Roadmovie FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS in der Open Air Reihe zu sehen; ein Jahr später eröffnete DAS KABINETT DES DOKTOR PARNASSUS das Filmfest; 2014 thematisierte THE ZERO THEOREM in der Reihe Spotlight das Computerzeitalter in Gestalt klobig-verdrahteter Maschinen. In diesem Jahr nun laufen im Rahmen von Gilliams Ehrung mit dem CineMerit Award gleich fünf seiner Filme:

Sein erster „Realfilm“, DIE RITTER DER KOKOSNUSS (1975), den Terry Gilliam arbeitsteilig mit Terry Jones inszenierte, behandelt die Sage von König Artus und dem heiligen Gral als skurril-komische Nummernrevue: Wenn schon keine Reittiere zur Verfügung stehen, so imaginieren die klappernden Kokosnusshälften doch einen Ritt im vollen Galopp. Den Lauf können weder die Ritter von Ni noch ein Killer-Kaninchen aufhalten, während Medienwirklichkeit und Realität immer weiter auseinanderdriften.

Auch im KÖNIG DER FISCHER (1991) ist die Suche nach dem heiligen Gral filmbildend: Parry war mal Literaturprofessor. Doch als seine Frau einem Amoklauf zum Opfer fällt, tauscht er Heim und Anstellung gegen seine Grals-Suche mitten im Obdachlosenmilieu New Yorks, die in einer simplen Erkenntnis mündet: Liebe und Freundschaft bedeuten mehr als Karriere und Geld.

 

Ritter Kokosnuss Online3
Brazil Online1
Koenig Der Fischer Online3

 

Hoffnungslos grau ist alle Bürokratie in BRAZIL (1985), wo Gilliam auf surreal-groteske Weise die Dystopie eines paranoiden Überwachungsstaates ausstellt. Doch auch in dieser Welt kann man in einer blonden Lastwagenfahrerin seine Traumfrau finden – auch wenn alles Schöne am Ende nicht mehr, aber auch nicht weniger, als ein Traum ist.

Außerdem steht Gilliam beim Filmmakers Live „AGAINST ALL ODDS“ den Fragen seiner Fans  Rede und Antwort (Das ganze Gespräch finden Sie hier).

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