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FLEXIBEL BLEIBEN!

Michael Stadler
Michael Stadler

Generationenkonflikte, riskante Entscheidungen, neue Wege: Die Reihe Neues Deutsches Fernsehen zeigt wieder aufregende aktuelle Filme aus hiesiger Produktion auf der großen Open-Air-Leinwand.

FLEXIBEL BLEIBEN!

Wenn man die Lebensmitte erreicht oder bereits überschritten hat, stellt sich oftmals die Frage: Kann man seinem Dasein noch mal eine entscheidende Wendung geben? Aus dem Alltagstrott heraus, mit was anderem erneut richtig durchstarten? Oder die Beziehungen auffrischen, alte Wunden heilen, frische, gemeinsame Perspektiven öffnen, mit den Großeltern, Eltern, Lebenspartner:innen, Kindern?

In der diesjährigen Reihe Neues Deutsches Fernsehen, kuratiert von Ulrike Frick, finden sich wieder großartige Fernsehfilme, die das Licht der Welt erstmals auf einer Open-Air-Leinwand beim FILMFEST MÜNCHEN erblicken, um dann auf dem Fernsehbildschirm ihr Publikum mit ihren wendungsreichen Geschichten zu begeistern. Dabei geht es in einigen Filmen um Menschen, deren Leben um die nächste Kurve biegt, ja, oft werden sie aus der Kurve getragen, landen auf einer neuen Bahn, ganz unverhofft.

Da wäre zum Beispiel Marko (Axel Prahl), seit dreißig Jahren Auslieferer von Gefrierware. Wegen einer Krankheit naht die Rente früher als gedacht, aber als er eine seiner Kundinnen tot auffindet, kommt ihm eine Idee, die leicht kriminell, aber halt auch lukrativ ist. Ein bisschen „Breaking Bad“ steckt in dem Film EISLAND und dann kommt auch das Verhältnis zum Sohn ins Gleiten, weil der auf die Geschäfte des Vaters aufmerksam wird… Ähnlich gerät das Leben von Volker (Bjarne Mädel) aus dem Gleis: Jahrelang hat er Pakete zugestellt und sich und seinen Sohn gerade so über Wasser gehalten. Als dieses Konstrukt zusammenbricht, nimmt er einen illegalen Zweitjob an, was aber nur noch mehr Probleme bringt. Ist Volker am Ende total GELIEFERT? Oder kann ihm eine gute Freundin aus der Patsche helfen?

Älter werden wir alle, aber dabei auch weiser? Joachim Król geht in der Rolle des Georg Weiser, die er bereits zum zweiten Mal spielt, auf einen Trip in die Vergangenheit, fährt mit dem Wohnmobil los, um seine alten Freunde Jürgen (Peter Lohmeyer) und Petra (Martina Gedeck) auf einem Bauernhof aufzusuchen. Was aber einst zerbrochen ist, lässt sich nicht mehr so leicht kitten, wie sich in ENDLICH WITWER – FOREVER YOUNG zeigen wird.

 

Eisland Online 02
Geliefert Online 02
Endlich Witwer 2 Online 01

 

Natürlich wäre es schön, ewig jung zu bleiben. Star-Autorin und Beauty-Expertin Stella Martin, verkörpert von Adele Neuhauser, macht auch vor einer Schönheits-OP nicht Halt, erleidet aber einen fatalen Sturz und kann danach plötzlich in die Gedanken der anderen Menschen reinhören. Das ist nicht immer angenehm, und weil auch das Verhältnis zu den beiden Töchtern ziemlich verknittert ist, möchte sie dann doch einiges ausbügeln… Aber lässt sich so ein Leben ganz FALTENFREI hinkriegen?

Wenn Veränderungen in der Familie unmöglich erscheinen, sollte man vielleicht auch einfach mal aussteigen. Carla Michelsen (Maren Kroymann) möchte ihren Kindern jeweils 250.000 Euro zukommen lassen und damit ist dann auch mal genug mit der mütterlichen Zuwendung. MUTTER KÜNDIGT ist eine scharfzüngige Familienkomödie, in der sich vor allem die Oma mit ihrer Enkelin gut versteht.

Es kann schon ein bisschen dauern, bis sich eine (neue) Brücke zwischen den Generationen bilden kann. In einem Altersheim besuchen die (erwachsenen) Kinder ihre Eltern und Großeltern, natürlich wie immer nur für ein paar Stunden. Als jedoch das Wetter so kalt und blitzeisig wird, dass die Zufahrtstraße gesperrt wird, müssen sie allesamt im Heim übernachten. DIE LUFT, DIE WIR ATMEN ist plötzlich für eine ganze Nacht eine gemeinsame. Was während dieser Ausnahmesituation für Wandlungen in den Beziehungen stattfinden, zeigt dieser präzise beobachtete Ensemblefilm.

Einen Wettlauf mit der Zeit erlebt die frischgebackene Oberkommissarin Elisabeth Eyckhoff (Verena Altenberger) im neuen POLIZEIRUF 110. Sie ist sich sicher, einen Frauenmörder festgenommen zu haben, aber wenn sie nicht BIS MITTERNACHT ein Geständnis aus dem smarten Verdächtigen herausgelockt hat, muss sie ihn wieder freilassen. Ein Mord, der vor drei Jahren begangen wurde, spielt in diesen Kriminalfall hinein – wie auch in den anderen Krimis der diesjährigen Auswahl die Schatten der Vergangenheit auf die Gegenwart fallen. In DIE HEIMSUCHUNG möchte sich Hauptkommissar Ben (Kostja Ullmann) in seinem Elternhaus an der Ostsee von einem missglückten Polizeieinsatz erholen – und erfährt, dass ein längst tot geglaubter Kindheitsfreund seit 20 Jahren im Wachkoma liegt…

 

Auch Gerichtsmedizinerin Theresa Wolff kehrt an eine alte Wirkungsstätte zurück: Von Berlin versetzt in ihre alte Heimat Jena trifft sie gleich bei ihrem ersten Fall auf eine längst verblasste Jugendliebe. Der Junge von einst ist mittlerweile Arzt und muss nun den Tod seiner Frau beklagen – auf die Ermittlerin warten auch einige Gefühlsturbulenzen. THERESA WOLFF – HOME SWEET HOME bildet den Auftakt zu einer neuen, erfrischend emanzipierten Reihe mit Nina Gummich als resoluter Gerichtsmedizinerin.

Ebenfalls taufrisch ist das Team in KOLLEGINNEN – DAS BÖSE KIND, wobei es da ebenfalls einen Generationenkonflikt mit besonderer Note gibt: Irene (Caroline Peters) muss damit fertig werden, dass ihre 15 Jahre jüngere Kollegin Julia (Natalia Belitski) die neue Geliebte ihres Ex-Manns ist. Ihr erster gemeinsamer Fall führt die beiden zu einem Vermisstenfall, in dem Irene schon vor vier Jahren ermittelte: Eine sehr junge Mutter verschwand damals mit ihrem neugeborenen Kind aus dem Krankenhaus…

Im Krankenhaus landet auch die neunjährige Emily. Eine seltene Krankheit wird diagnostiziert. Ihre Eltern pochen darauf, dass ein neues, noch nicht marktreifes Medikament an ihr ausprobiert wird, was das Pharmaunternehmen, das an diesem Mittel forscht, in die Bredouille bringt. Es frühzeitig rauszugeben könnte fatale Folgen haben und das gesamte Projekt kippen. Ob die verantwortliche Vorsitzende (Lisa Maria Potthoff) sich nun auf die Seite der Eltern schlagen wird oder doch lieber die Interessen ihres Unternehmens schützt – es wird auf jeden Fall EINE RISKANTE ENTSCHEIDUNG sein.

Die Qual der Wahl haben auch die Passagiere eines Interzonenzugs, der am 13. August 1961 von München nach Ost-Berlin fährt. Die Neuigkeit, dass in Berlin eine Mauer gebaut wird, macht die Runde. Also, was ist besser: Aussteigen oder weiterfahren? 3 ½ Stunden bleiben für diese Entscheidung in diesem spannenden Politdrama. Wir laden das Publikum vor allem ein, einzusteigen!

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