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Hoch hinauf und tief hinunter

Maike Müller
Maike Müller

Weit über den Wolken und tief im Keller erkunden sechs Genrefilme mit Kultpotential das Menschsein.

Hoch hinauf und tief hinunter

Science-Fiction, Märchen und Horror, das alles hat das FILMFEST MÜNCHEN dieses Jahr im Programm – aus Deutschland, Argentinien, den USA und Brasilien. Im Weltall bewegt sich TIDES. Im Drama von Tim Fehlbaum muss die Erde neu entdeckt werden. Nach Jahren auf einem anderen Planeten, der seine Bewohner:innen unfruchtbar gemacht hat, soll festgestellt werden, ob der zerstörte Heimatplanet wieder besiedelt werden kann. Das ist große, atmosphärische Sci-Fi aus Deutschland. Im „Filmmakers Live!“ sprechen der Regisseur und Produzent Thomas Wöbke über ihren Film und darüber, was die Zukunft dem deutschen Genrekino wohl so bringen mag.

Ein kleines bisschen weiter unten, aber dennoch hoch über den Wolken tummeln sich Vampire in einem Flugzeug. BLOOD RED SKY ist abgedreht, aber nicht abgehoben: Denn den Vampirangriff hat eine Mutter zu verantworten, die eigentlich nur ihren Sohn schützen will. Regisseur Peter Thorwarth spricht auch im „Filmmakers Live!“ über seinen Horror-Thriller. In A NUVEM ROSA ist der Himmel sauer. In der brasilianischen Dystopie von Regisseurin Iuli Gerbase breitet sich eine pinke Wolke aus und die Menschen müssen sich in einen Lockdown begeben, denn draußen bringt sie die Giftwolke in wenigen Sekunden um. Unpraktisch, wenn man wie Giovana mit einem One-Night-Stand festsitzt. Glücklicherweise gibt es im Open-Air-Kino genug Frischluft zum Film. Gerbase selbst wird im „Filmmakers Live!“ mit anderen Regisseur:innen aus „den Amerikas“ diskutieren.

Bei diesem Talk mit von der Partie wird auch die Regisseurin von MAYDAY sein, Karen Cinorre. Ihr Film entführt das Publikum in eine surreale Parallelwelt, die zwar märchenhaft wirkt, aber auch eine sehr düstere Seite offenbart – metaphorisch aufgeladene Dialoge und außergewöhnliche Heldinnenreise inklusive. Ein wenig apokalyptisch geht es auch in EL PERRO QUE NO CALLA zu. Er beschäftigt sich mit dem gebrechlichen Dasein eines Mannes um die dreißig, der mit einer Art Taucherhelm etwas verloren durch die Welt wandelt.

Fast alle diese Filme gehen ihrer dystopischen Welt mit einem Augenzwinkern entgegen – und fast alle haben Kultpotential. So auch A PURE PLACE, der im schönen Griechenland spielt. Doch so schön haben es die Sektenmitglieder unter ihrem Anführer Fust nicht, zumindest nicht alle. Im Keller leben die „schmutzigen“ Kinder. Während oben alle in strahlend weißen Roben umherwandeln, stellen sie die Seife her. Zwei Geschwister brechen aus dem Unten aus und gehen jeweils einen anderen Weg um sich dieser „Hygiene Ad Absurdum“, wie auch der „Filmmakers Live!“-Talk mit Regisseur Nikias Chryssos und Fust-Darsteller Sam Louwyck so schön heißt, zu entziehen. Vielleicht gelingt ihnen und all den anderen Dystopie-Leidenden aus den Genrefilmen beim Filmfest ja die Flucht in ein besseres Leben.

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