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Immer dieses ferkelhafte Benehmen

Michael Stadler
Michael Stadler

Ein Schwein wird wie ein Hündchen trainiert, ein Alpaka ist ein treues Familienmitglied, Kühe und Fische singen und ein Pudel hat bereits einen Preis in Cannes gewonnen: Das FILMFEST MÜNCHEN zeigt sich bis zum Ende als Festival mit Filmen, die tierisches Vergnügen bieten und gleichzeitig zum Nachdenken über unser Verhältnis zu anderen Lebewesen und unserer gesamten Umwelt anregen

Immer dieses ferkelhafte Benehmen

Eigentlich hätte Babs gerne ein Hündchen zu ihrem 9. Geburtstag geschenkt bekommen. Da ihr Vater Nol aber allergisch gegen Hundehaare ist, rückt die Erfüllung dieses Wunsches in weite Ferne. Ihr Opa aber, der einst Babs Mutter einfach verließ und nach Amerika zog, um jetzt plötzlich vor ihrer Haustür zu stehen und in Babs Schuppen zu wohnen – dieser unzuverlässige Opa also nimmt Babs mit zu einem Bauernhof und schenkt ihr ein anderes Tier: ein Ferkel, das Babs auf Anhieb in ihr Herz schließt.

„Oink“ nennt das Mädchen das Ferkel, OINK heißt auch der Stop-Motion-Film der niederländischen Regisseurin Mascha Halberstad, die zu der München-Premiere des Films am letzten Sonntag angereist war, um ihn selbst beim Kinderfilmfest zu präsentieren. Mittlerweile ist Halberstad weg, aber der Film ist noch qui(e)cklebendig da: Am Samstag kann man den Abenteuern von Oink in einer Matinee-Vorstellung um 11 Uhr im Amerikahaus, Theatersaal folgen (OmeU, Deutsch eingesprochen, FSK 6).

Eine lustige Komödie mit einigen Ferkeleien hat Halberstad da mit ihrem Team in jahrelanger Arbeit zusammengebastelt, wobei der Film sich kritisch mit unserem Fleischkonsum auseinandersetzt. Denn in der Gemeinde Moppel naht der alljährlich stattfindende Wurstkönig-Wettbewerb – Oink droht die Verarbeitung zu Wurst. Dass er sich ferkelhaft aufführt, wird ebenfalls zur Gefahr: Babs Mutter Margarete sind Manieren wichtig, dem pupsfidelen Tier droht der Rausschmiss aus dem Haus. Um das zu verhindern, beschließt Babs, Oink bei einem Benimm-Kurs für Welpen anzumelden. Der Kreis schließt sich, das Schweinchen wird wie ein Hündchen, dem Wunschtier von Babs, behandelt. Aber kann Oink die Benimm-Diplomprüfung bestehen? Sollte nicht ein Schwein Schwein sein dürfen?

War Pony Online

war pony

Ein Hunde-Training hat auch Britney hinter sich, aber Britney ist tatsächlich ein Pudel und ein regelrechter Filmprofi: Für seine Performance in WAR PONY, dem Debüt-Spielfilm von Riley Keough und Gina Gammell, wurde Britney beim diesjährigen Filmfestival in Cannes mit dem „Palm Dog Award“ ausgezeichnet. Zur Preiszeremonie konnte Britney leider nicht kommen, weil Stars nun mal oft auch anderes zu tun haben, als zu Preiszeremonien zu gehen. Aber zwei andere Pudel nahmen den „Palm Dog“ für ihn entgegen, die Regisseurinnen bedankten sich per Zoom für die Auszeichnung.

Ursprünglich wollten sie den Film sogar „Beast“ nennen, was der Rollennamen von Britney ist, und zwar zu Ehren des verstorbenen, unter just diesem Namen bekannten Hundes von Co-Drehbuchautor Bill Reddy. Im Film gehört das Tier dem 23-jährigen Bill, einem jungen Mann, der gemeinsam mit dem 12-jährigen Matho im Pine-Ridge-Reservat aufwächst und sich mit diversen Tätigkeiten, darunter der Pudelzucht, über Wasser hält. Eine Reihe impulsiver Entscheidungen bringt Bills Leben aus dem Gleis, das Herrchen muss dann den Wendungen seines Schicksals wie das Hündchen dem Stöckchen folgen.

Den Regisseurinnen ist ein eindringlicher Spielfilm über das Leben in einem Reservat gelungen, erzählt aus der indigenen Perspektive. Sie gewannen die Camera d’Or für das beste Debüt, konnten also mit ihrem Hunde-Star Britney in Sachen Auszeichnungen gleichziehen. Am morgigen Freitag um 18 Uhr im Filmtheater Sendlinger Tor und am Samstag um 22 Uhr im Rio 1 kann man WAR PONY und Britneys Schauspielkunst noch einmal bewundern. Toll, mit welcher Gelassenheit der Pudel im Auto auf sein Herrchen wartet und seine Rolle als Erzeuger von Nachwuchs akzeptiert. Eine gekonnte Performance.

Cuidando Al Sol Online1

die tochter der sonne

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La vaca que cantó una canción hacia el futuro

Ähnlich beeindruckend zeigt sich ein Alpaka in Catalina Razzinis Film DIE TOCHTER DER SONNE: Panchito wird das Tier genannt und von der kleinen Lucía wie ein Mitglied der Familie behandelt. Panchito bekommt dann auch mal mit dem Kamm das Fell schick frisiert und lässt sich ansonsten brav als Lasttier durch die Gegend ziehen. Der Film spielt auf der Sonneninsel inmitten des Titicacasees in Bolivien und erzählt vom Coming-of-Age Lucías, die sich nach ihrem Vater sehnt. Der verließ eines Tages die Insel, weshalb Lucía nun das Loslassen lernen muss. Immerhin bleibt Panchito verlässlich an ihrer Seite. Gezeigt wird der Film am morgigen Freitag bereits um 9 Uhr im HFF Kino 1 (Original mit englischen Untertiteln, Deutsch wird eingesprochen, FSK 6, empfohlen ab 8 Jahren).

Was Tiere fühlen, kommunizieren sie durchaus, nur eben nicht mit Sprache. Der Mensch muss da aufmerksam sein, was leider nicht immer der Fall ist – ein Grund mehr, dass die chilenische Regisseurin Francisca Alegría sowohl den Fischen, die an die Ufer des verschmutzten Rio Cruces angeschwemmt werden, eine Stimme verleiht, als auch den Kühen, die auf den Weiden einer nahegelegenen Milch-Farm grasen. In LA VACA QUE CANTÓ UNA CANCIÓN HACIA EL FUTURO singen die Tiere von ihrem Leid mit Blick auf die Zukunft, und weil das vielleicht noch nicht ausreicht, taucht eine Tote aus dem Wasser auf und sucht ihre Familie heim. Lassen sich neue Allianzen bilden, die jene Katastrophen, die eines Tages zu kommen drohen, vielleicht abwenden? Am Samstag ab 20 Uhr im Filmmuseum wissen wir mehr, und vielleicht hat ja Regisseurin Alegría zuvor schon Schwein gehabt und den CineRebels Award gewonnen, der im Arri Kino bei der Award Ceremony (18:30 Uhr, bereits ausverkauft) verliehen wird!

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