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Regisseurin Azra Deniz Okyay legt ein aufregendes, hochpolitisches Spielfilmdebüt vor, in dem sie die gesellschaftliche Lage in der Türkei mit ästhetisch experimentellem Furor eindringlich beleuchtet.
Istanbul, eine Stadt im Umbruch, eine Stadt in Aufruhr. Alte, baufällige Gebäude werden in Nacht-und-Nebel-Aktionen abgerissen, damit sie durch Neubauten ersetzt werden können, für eine bereits ausgerufene „Neue Türkei“. Während die Gentrifizierung voranschreitet, halten sich immer mehr syrische Flüchtlinge in der türkischen Hauptstadt illegal auf, werden abgezockt in einem Umfeld voll schwelender Konflikte und alltäglicher Kriminalität: Drogendeals, eine rebellische Jugend, eine omnipräsente Polizeimacht, die hart durchgreift. Im Radio wird davon gesprochen, dass Istanbul sich in eine „Kriegszone“ verwandelt hat. Stromausfälle bringen den Tagesablauf eines Viertels durcheinander und stehen symbolisch für ein Biotop am Rande des Infarkts. Vier Figuren versuchen sich hier über Wasser zu halten, Widerstand zu leisten, ihr Glück zu machen: eine junge Frau, die einen Tanzwettbewerb gewinnen will. Eine Mutter, die verzweifelt Geld für ihren im Knast sitzenden Sohn aufzutreiben versucht. Eine Künstlerin, die als feministische Aktivistin die nächste Aktion plant. Und ein gewiefter Schlepper, der aus dem korrupten Wohnungsmarkt Kapital schlagen will.
Ihre Wege werden sich im Laufe eines hitzigen Tags mehrfach schicksalhaft kreuzen. Die Unruhe der Stadt und ihrer Menschen infiziert dabei die filmische Erzählung: Perspektivwechsel, Zeitsprünge, explosive Gefühle und eine unbedingte Nähe zu den Figuren, die uns ans Herz gehen. Für ihren ersten abendfüllenden Spielfilm hat Azra Deniz Okyay 2020 gleich mehrere Preise gewonnen, darunter den „Großen Preis“ der Internationalen Kritikerwoche bei den 77. Filmfestspielen in Venedig.
Ein Q&A mit GHOSTS Regisseur Azra Deniz Okyay finden Sie hier.
Tickets für das Screening im assoziierten Kino City/Atelier Kinos erhalten Sie hier.
Meet the director

Azra Deniz Okyay
Azra Deniz Okyay wurde 1983 in Istanbul geboren. Sie interessierte sich schon früh für Fotografie und wurde als 14-Jährige Assistentin des Fotografen Dora Gunel. Nach ihrem Schulabschluss am Lycée Francais Pierre Loti in Istanbul zog sie nach Paris, wo sie Film an der Universität Sorbonne-Nouvelle studierte. Noch in Paris arbeitete sie freiberuflich für Michel Gondrys Produktionsfirma Partizan. 2010 zog sie in die Türkei zurück und wurde die erste weibliche Regisseurin für Depo, eine Produktionsfirma für Werbung mit Sitz in Istanbul. Okyay drehte mehrere Kurzfilme und Musikvideos, ihre Videokunst wurde für mehrere internationale Ausstellungen und Galerien ausgewählt. Bereits 2015 begann sie, an dem Drehbuch für ihren Spielfilm-Erstling GHOSTS zu arbeiten. Der Film hatte seine Premiere bei der Internationalen Kritikerwoche bei den Filmfestspielen in Venedig 2020, wurde dort mit dem „Großen Preis“ ausgezeichnet und erhielt mehrere Preise beim Antalya Golden Orange Filmfestival.