KICK IT WITH NANNI
Filmjournalist (u.a. Süddeutsche Zeitung)
Filmfest 1994. Nanni Moretti wird sein wunderbares Zeitgeist-Triptychon CARO DIARIO präsentieren. Vormittags kann ich ihn interviewen. Mittags sitze ich mit Tochter Laura (6 Jahre) im Gasteig-Innenhof. Sonne. Siesta-Atmosphäre. Nanni taucht auf, etwas müde, offenbar hat er gerade erst sein Interview-Marathon beendet, er erkennt mich wieder, kommt schnurstracks auf uns zu und begrüßt Laura mit einem augenzwinkernden Lächeln. Er lobpreist ihren Namen: „Ah…Laura…bel nome…Petrarcas Laura…Laura Morante…!“ Aus seiner Hosentasche zaubert er einen Tennisball hervor und startet mit ihr eine versierte fußballerische Trainingseinheit. Die Begeisterung ist groß, Zuschauer stellen sich ein.
Spielt Nanni Moretti in seinen Filmen nicht gerne mit solchen Bällchen (zum Beispiel in ECCE BOMBO), wenn er, allein in seiner Kammer, dem Sog der Melancholie entkommen will? Jetzt überquert Quentin Tarantino (sein PULP FICTION wird gezeigt) den Platz, eilig, speedy, er winkt, ruft Nanni etwas zu. Nanni winkt zurück, um sich sogleich wieder Lauras Training zu widmen: Jetzt Kopfballübungen!