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Bewegte Bilder –Von Wunderländern, Dystopien und Unterwelten

Oliver Armknecht
Oliver Armknecht

Obwohl sie oft unterschätzt werden, bieten gerade Animationsfilme eine faszinierende Vielfalt an Themen und Stilen. Das FILMFEST MÜNCHEN zeigt eine besonders spannende Auswahl aus aller Welt.

Bewegte Bilder –Von Wunderländern, Dystopien und Unterwelten

LOS HIPERBÓREOS
Foto: Bendita Film Sales 

Die meisten von uns kommen wohl in jungen Jahren das erste Mal mit animierten Filmen und Serien in Berührung. Auch auf dem diesjährigen FILMFEST MÜNCHEN sind zwei Filme dabei, die Kinderaugen zum Leuchten bringen werden – und nicht nur die. Ein echter Publikumsliebling ist der bezaubernde SIROCCO UND DAS KÖNIGREICH DER WINDE aus Frankreich. Das Fantasy-Abenteuer um zwei Schwestern, die es in eine magische Welt verschlägt, wo sie sich in Katzen verwandeln, erhielt auf dem weltweit bedeutendsten Animationsfestival in Annecy den Publikumspreis. In FUCHS UND HASE RETTEN DEN WALD legen sich Fuchs und Hase mit einem größenwahnsinnigen Biber an, um ihren Wald vor Überflutung zu schützen. Wie schon in ihrem Debütfilm OINK (FILMFEST MÜNCHEN 2022) schafft die niederländische Regisseurin Mascha Halberstad hier liebenswürdige Figuren mit einer Menge Humor.

Neben diesen Beiträgen für Junge und Junggebliebene gibt es auch solche, die mit dem Vorurteil aufräumen, Animationsfilme könnten keine erwachsenen Geschichten erzählen. So nimmt uns der indische Künstler Ishan Shukla in seinem Langfilmdebüt SCHIRKOA: IN LIES WE TRUST mit in ein Land, in dem Individualität streng verboten ist und die Menschen ihre Gesichter hinter Papiertüten, Smileys und Nummern verstecken müssen. Basierend auf einer Graphic Novel wird hier eine ganz eigene Zukunft entworfen, irgendwo zwischen Dystopie und mythischem Wunderland.

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Sirocco und das Königreich der Winde

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Schirkoa: In Lies we trust

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Fuchs und Hase retten den Wald

Eine Reise in die Vergangenheit steht hingegen in dem polnischen Kunstwerk THE PEASANTS an. Die Adaption des preisgekrönten Romanklassikers „Die Bauern“ von Władysław Reymont erzählt von einem abgelegenen Dorf Ende des 19. Jahrhunderts und wird zu einem vielschichtigen Porträt einer bäuerlichen Gemeinschaft. Der Clou: DK und Hugh Welchman erwecken die Geschichte mittels 40.000 aufwendig erstellter und animierter Ölgemälde zum Leben – ein Fest fürs Auge, wie die beiden bereits mit ihrem oscarnominierten LOVING VINCENT bewiesen haben.

Eine ganz andere Form der Zeitreise stellt LOS HIPERBÓREOS dar. Der chilenische Film erzählt vordergründig von Miguel Serrano, einem esoterisch interessierten Diplomaten, der die Ansicht vertrat, Hitler sei auf einer Flugscheibe geflohen und habe in einem unterirdischen Reich in der Antarktis fortgelebt. Doch dabei mischen sich Fakt und Fiktion, Realaufnahmen treffen auf Stop-Motion-Animation und Bühnendarbietungen. Die Geschichtsstunde, die sich auch mit dem Erbe Chiles auseinandersetzt, wird zu einem abgründig-experimentellen Werk, das alle Mittel filmischen Schaffens zu nutzen weiß.

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Planet Magnon

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The peasants
Foto: Breakthru Films

Ähnlich grenzüberschreitend zeigt sich PLANET MAGNON aus Deutschland. Darin verwandelt das Ensemble der Münchner Kammerspiele den bizarren Science-Fiction-Roman von Leif Randt mithilfe von Computersimulationen in einen visuell schillernden Theaterspielfilm. Die Geschichte um eine totalitäre KI-Regierung zeigt nicht nur, wie sich Gesellschaften weiterentwickeln könnten, sondern auch, welche faszinierenden Möglichkeiten das Medium Animationsfilm bietet.

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