Erotischer Clip

Florian Koch X3I0313

Florian Koch

AZ-Filmkritiker und langjähriger Begleiter des Filmfests

Kino der Extreme, Kino als Grenzerfahrung. Typen wie Lars von Trier oder Gaspar Noé. Das hat mich schon immer gereizt. Auf der ständigen Suche nach neuen cineastischen Zumutungen bin ich im Programm des FILMFEST MÜNCHEN 2012 bei CLIP hängengeblieben: eine radikale serbische Coming-of-Age-Geschichte um eine sinnsuchende Teenagerin, die sich verliert in einer Welt voller Drogen, digitalen Versprechungen und lieblosem Sex. Das klang für mich nach „Kids 2.0“, Larry Clark endlich mal aus weiblicher Sicht. Keine Frage, die Frau dahinter, Maja Miloš, wollte ich unbedingt treffen. Natürlich auch um herauszufinden, was davon wirklich erlebt und was fiktionalisiert war.

In einem abgelegenen, kleinen Hotel nahe dem Gasteig war es dann endlich soweit. Nervös war ich, sicher. Wie fragt man auch eine ambitionierte Debütregisseurin nach dem Einsatz von Penisprothesen, ohne sich lächerlich zu machen? Der Auftritt von Maja Miloš machte mich dann aber noch nervöser. Die schwarzen Haare wild gescheitelt, der Blick abgründig, die Lippen blutrot geschminkt, der tiefe Ausschnitt ihres Tanktops alles andere als dezent musterte mich die nicht ganz 30-Jährige erst einmal kokett. Das Gespräch lief dann doch noch halbwegs professionell ab, so hoffe ich zumindest. Schließlich beantwortete Maja Miloš alle Fragen ausführlich und freundlich in gutem Englisch. Am Ende aber sollte ich noch ein Foto machen, für die Zeitung. Kein Problem für Milos, eher eins für mich.

Später amüsierte sich die halbe Kulturredaktion der AZ über das aufreizende Porträt der Filmemacherin, das – natürlich – auch im Blatt landete. Immerhin, ich war um eine reizvolle Filmfest-Erfahrung reicher und warte bis heute vergeblich auf ein zweites Werk von Maja Miloš.

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