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WAS WIRKLICH GESCHAH

Michael Stadler
Michael Stadler

Viele Filme im diesjährigen Festivalprogramm spüren realen Ereignissen und Persönlichkeiten nach, zwischen eingehender Recherche und freischwebender Imagination, auf der Suche nach einer inneren Wahrheit. Heute sind einige (Welt-)Premieren dieser Filme „based on a true story“ zu sehen.

WAS WIRKLICH GESCHAH

Das Kino zapft die Realität unaufhörlich an, was beim diesjährigen Filmfest nicht nur zu eindrucksvollen Dokumentarfilmen führt, sondern auch zu einigen Spielfilmen, die sich der „wahren Geschichten“ annehmen und im Kleid der Fiktion nach einer inneren Wahrheit suchen, die einem Dokumentarfilm im Korsett dessen, was sich an „echtem“ Material ergibt, vielleicht ja sogar entgeht…

Was passierte zum Beispiel Anfang der 1980er wirklich, als der elfjährige Unternehmersohn Johannes Erlemann entführt wurde? Steckte etwa sein eigener Vater hinter dem Kidnapping? Und was ging im Innern der Beteiligten vor sich? Marc Rothemunds Spielfilm ENTFÜHRT – 14 TAGE ÜBERLEBEN fühlt der Geschichte nach und ist insbesondere der Mutter des Jungen auf den Fersen, die das Lösegeld von drei Millionen Mark auftreiben musste. Heute um 17.30 Uhr ist die Weltpremiere des packenden Fernsehfilms auf der großen Leinwand im Gloria Palast; Rothemund, Produzentin Veronica Ferres und weitere Teammitglieder sind da. Am Freitag wird der Film erneut um 12.30 Uhr im HFF Kino 1 gezeigt, wieder in Anwesenheit von Marc Rothemund, Veronica Ferres – und Johannes Erlemann, der bestimmt selbst noch mal im Rückblick eine spannende Innenansicht auf die damaligen Ereignisse geben kann.

Entführt Online

entführt - 14 Tage überleben

Daliland

Dalíland

Was im Wien des frühen 20. Jahrhunderts zwischen Alma Mahler und Oskar Kokoschka vorgefallen sein mag – dem versucht Dieter Berners Film ALMA & OSKAR auf die Spur zu kommen. Emily Cox spielt Alma Mahler, die nach dem Tod ihres Mannes Gustav Mahler eine junge, wohlhabende, von vielen begehrte Witwe ist, sich aber um Konventionen wenig schert und sich vor allem vom „Enfant terrible“ des Expressionismus, Oskar Kokoschka (Valentin Postlmayr), angezogen fühlt. Die Amour fou der beiden vermischt sich mit einer Emanzipationsgeschichte, denn Alma will nicht nur des Malers Muse sein, sondern hat selbst künstlerische Ambitionen. Heute wird der Film um 20.30 Uhr im Rio 1 in Anwesenheit von Dieter Berner und Teilen des Teams gezeigt; einen Tag später kommen sie auch zur Open-Air-Vorstellung bei Kino, Mond und Sterne im Westpark, Vorstellungsbeginn ist 21.30 Uhr.  

Von einer Amour fou kann auch die Rede bei Salvador Dalí und seiner Gattin Gala Éluard sein. Sie ist, ähnlich wie Alma Mahler, eine Muse mit starkem eigenem Willen. Barbara Sukowa verkörpert sie, unsere diesjährige CineMerit-Preisträgerin, und Sir Ben Kingsley gibt den genialen Künstler, den das Älterwerden zu schaffen macht. DALÍLAND wird im Rahmen der CineMerit-Verleihung an Barbara Sukowa, heute um 18.30 Uhr im ASTOR Astor Kino, gezeigt. Im Anschluss gibt es ein Q&A mit Regisseurin Mary Harron, Drehbuchautor John C. Walsh und Barbara Sukowa. Falls die Vorstellung ausverkauft ist – keine Bange: Am morgigen Mittwoch wird der Film noch einmal um 12.30 Uhr im HFF Kino 1 gezeigt, erneut in Anwesenheit von Mary Harron, John C. Walsh und Barbara Sukowa. Die dritte Vorstellung findet am Freitag um 21 Uhr im Sendlinger Tor Kino statt (Q&A mit Harron und Walsh).

Il Boemo Online1

il boemo

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Herrhausen – Herr des Geldes

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to the north

Auf einer Geschichte, die das Leben schrieb, basiert auch TO THE NORTH von Mihai Mincan: Auf hoher See entdeckt ein philippinischer Matrose, Joel, einen blinden Passagier an Bord, den Rumänen Dumitru. Würde dieser von den taiwanesischen Offizieren entdeckt werden, würden die ihn sicherlich über Bord werfen lassen. Also entschließt sich der streng gläubige Joel, Dumitru zu verstecken, was ein Katz- und Mausspiel in Gang bringt, bei dem auch Joels Glauben zunehmend strapaziert wird. Der Film erlebt seine deutsche Erstaufführung heute um 20.30 Uhr im ASTOR Arri Kino, Produzent Radu Stancu steht danach für ein Q&A zur Verfügung. Am Freitag ist eine zweite Aufführung um 20 Uhr im Filmmuseum; Regisseur Mihai Mincan wird anwesend sein und die Fragen des Publikums beantworten.

Weitere Filme „based on a true story” wird es auch in den nächsten Tagen zu sehen geben, zum Beispiel die zweite Aufführung von HERRHAUSEN HERR DES GELDES mit Oliver Masucci als dem einstigen Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen (Mittwoch, 15.30 Uhr im HFF Kino 1, anschließendes Q&A mit Drehbuchautor Thomas Wendrich). Mit IL BOEMO hat Petr Václav dem weithin vergessenen tschechischen Komponisten Josef Mysliveček ein opulentes Filmdenkmal gesetzt – mit Gastauftritten von Starmusikern wie Pianist Philip Hahn, der Mozart spielt (Donnerstag, 20.30 Uhr im Gloria Palast).

In die Fußballgeschichte taucht die Serie GUTE FREUNDE – DER AUFSTIEG DES FC BAYERN ein, von der wir die ersten drei Episoden zeigen. Zur Vorstellung am Donnerstag um 11 Uhr im HFF Audimax kommen Regisseur David Dietl und Teile seines Teams, um treffsicher wie einst Müller, Maier, Beckenbauer, Breitner und Hoeneß das Tor…, nein, beim Q&A den Nagel auf den Kopf zu treffen.

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